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Kurzgeschichten > Alltag

Büstenhalter und Höschen

von joLepies >>

Büstenhalter und Höschen

Sie blickte ihm entgegen. Der Kiesweg war schnurgerade, wirkte im Gegenlicht geheimnisvoll und schien eine Himmelsleiter zur tief stehenden Sonne zu sein. Noch war er weit von ihr entfernt. Aber seine Gestalt war für sie unverwechselbar. Er näherte sich ihr dieses Mal mit auffallend kleineren Schritten.

Ihr letztes Beisammensein war von Glück und Freude erfüllt gewesen. Hier – unter der riesigen Kastanie. Sie beide hatten es so gewollt.

Noch ist das knirschende Aneinanderreiben der Kieselsteine unter seinem festen Tritt nur schwach zu hören. Seine kräftige Gestalt wird größer, je näher er kommt. Sein Gesicht zeigt immer mehr von den markanten Zügen. Er ist in einen braunen Pelz gehüllt. Erinnert ein bisschen an einen riesigen Braunbären.

Ist es Zufall oder Fügung, dass auch ich mich in meinen Pelz geworfen habe? Vielleicht sieht er in mir das Bild einer Bärin. Könnte bedeuten: Wir sind in unseren Seelen schon ein Fleisch.

Wie mag er wohl als Junge gewesen sein? Sicher ein Hysterieauslöser für alle Mädchen. Zweifellos hätte er es auch heute nicht nötig, halb nackt auf der Bühne schreiende Musik darzubieten. Und schon gar nicht, seine Hand obszön in den Schritt zu legen.
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