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Kurzgeschichten > Alltag
verspätet zur Arbeit erscheinen würde!
Ich beschleunigte meinen Schritt. Leider trat ich hierbei immer wieder auf meine offenen Schnürsenkel. Es machte mir nichts aus, mit rasselnder Arbeitstasche auf die Nase zu fallen. Auch dass mich die Passanten auslachten, nahm ich gelassen hin: Schließlich wusste ich, dass ich im Recht war. Nur der letzte Sturz, die U-Bahn-Treppe hinab, ließ in mir Selbstzweifel aufkommen: Vielleicht wäre es doch besser gewesen, die Schuhe zuzubinden …
Sicheren Schrittes ging ich zu meinem Arbeitsplatz. Ich spürte dabei, wie neugierige Damenblicke mir folgten. Lag es an meinem Viertagebart oder an der Flüssigkeit, die aus meiner Arbeitstasche floss? Schließlich kam ich an der Haltestelle an, an der ich meinen Streckengang antreten sollte. Ich war sicher, dass das meine Vorgesetzten nicht von mir erwartet hätten, dass ich, obwohl von ihnen so offensichtlich ignoriert, wieder die Arbeit aufnehmen würde.
Doch da kam der Schlag! Da war tatsächlich ein anderer Streckengänger im Begriff, meine Arbeitsschicht aufzunehmen. Nicht irgendeiner. Einer der Jüngeren; einer derjenigen, die trotz Hungerlohn bei personellen Engpässen zu jeder Tages- und Nachtstunde aufgeboten werden konnten. Darum hatten sich also meine Vorgesetzten nicht bei mir gemeldet: Sie hatten mich kurzerhand mit einem Platzhalter, einer Variablen ersetzt! Das tat mir mehr als meine blutende Nase weh.
Als ich zum Jungen trat, machte dieser nur große Augen.
„Was machst du hier?“, fragte er erstaunt.
„Du hättest wohl nicht gedacht, mich heute hier zu sehen; nicht wahr?“
„Nein, schließlich hast du vor vier Tagen deinen angemeldeten Sommerurlaub angetreten …“


6. April 2010
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