Kurzgeschichten > Alltag |
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Als die grünliche Anzeige meines Digitalweckers eine durch 17 teilbare Zahl anzeigte, stand ich auf – oder wenigstens versuchte ich es. Mithilfe eines Hockeyschlägers (von wo kam dieser bloß her?) schaffte ich es, mich auf meinen wackligen Beinen zu halten. Zum Glück war meine Wohnung nicht groß, und nach zwei Schritten erreichte ich den Waschtisch. Doch der Blick in den Spiegel ließ mich terrorisiert zurückweichen. Es passierte mir nicht oft, einem unrasierten Yeti aus 30 cm Entfernung in die Pupillen zu blicken. „Was soll’s“, sagte ich mir, „schließlich stehen Frauen auf einen Viertagebart.“
Ich war unsagbar müde. „Wenigstens das Gesicht könntest du dir waschen“, sagte ich mir. Darum nahm ich etwas Wasser und wusch mein Spiegelbild ab: Aufgrund der zweidimensionalen Projektion wies der Spiegel nämlich eine kleinere Oberfläche als mein Gesicht auf und konnte deshalb mit einem kleineren Kraftaufwand gereinigt werden. Außerdem entfiel dadurch das nachträgliche Abtrocknen.
Dann kam das Frühstück. Oder sollte ich eher Abendessen sagen? Ich setzte den elektrischen Wasserkocher in Funktion, schob zwei Scheiben Brot in den Toaster und streifte den orangefarbigen Overall über meinen Pyjama. Dann, kurz nachdem ich sockenlos meine schweren Arbeitsschuhe angezogen hatte, spickten zwei verkohlte Brotscheiben aus dem Toaster. Ich schaute diese mitleidvoll an. Obwohl ich mich in den letzten vier Tagen nur von Keksen ernährt hatte, verspürte ich keinen Hunger. Ich öffnete darum meine große Arbeitstasche und warf den Toaster und den Wasserkocher hinein. Vielleicht würde ich später bei der Arbeit etwas mehr Appetit haben.
Bevor ich meine Wohnung verließ, schaute ich mich um: Das |
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