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1 Kommentar(e) zum Text:

Glück

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1. pachi - 29.12.08 | 21:26 |
Aufriß des menschlichen Problems

Das menschliche Phänomen, also unser Leben, wirft schon aufgrund der Tatsache seiner Existenz die Frage nach dem Sinn eben dieser Existenz auf. In der Tat ist der Mensch der einzige Ort in der Natur, an dem sich das Problem des letzten Sinnes der Existenz stellt - wenn auch zunächst oft als verworrene Frage.

Um jeden Vorschlag zu prüfen, einschließlich des christlichen Vorschlags, muß der Mensch von der eigenen authentischen Erfahrung ausgehen, und zwar in ihrer Ganzheit und Ursprünglichkeit, ohne Einseitigkeit oder Verwirrung. Die authentische Erfahrung stellt sich dann ein, wenn die Dinge, die wir empfinden oder die uns widerfahren, beurteilt werden. Das Urteil besteht in einem Vergleich dieser Erlebnisse mit einer Reihe von Evidenzen und ursprünglichen Bedürfnissen, die das "Herz" des Menschen bestimmen und seinen religiösen Sinn umschreiben: die Sehnsucht nach Glück, nach dem Wahren, Guten und Schönen, nach einem letzten und umfassenden Sinn. Die Begegnung der Bedürfnisse und Evidenzen mit den Umständen des Lebens setzt im Menschen die Dynamik der Vernunft frei. Die Natur der Vernunft besteht aber in einer Öffnung auf die Wirklichkeit. Sie ist die Dynamik, die vor jedem Gegenstand nach eingehender Analyse ein "etwas" anerkennt, das dem Verständnis entweicht. Die Vernunft, die ihrer eigenen Natur treu bleibt, sich also der Wirklichkeit öffnet und nach dem Sinn fragt und das Geheimnis als letzten Horizont von allem anerkennt, stimmt mit jenem religiösen Sinn überein, den Giovanni Battista Montini, der spätere Papst Paul VI., 1957 als "Synthese des Geistes" bezeichnete.


Luigi Giussani