Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches |
 |
|
Rosa entdeckt den Whisky
von Marc P Sahli >>
Meinen Nachbarn habe ich eine Weile nicht mehr gesehen und umso plötzlicher scheint mir, ist er dünner geworden. Was ist gesund? Was ist erlaubt und was nicht? Das bestimmen in Zukunft nicht mehr nur Gesetze und wir selbst, sondern Versicherungen. Mein Nachbar hat sich bei seiner Krankenkasse dahingehend versklavt, dass er sich einen Schrittzähler beschafft hat und dieser meldet jeden Abend deren Anzahl automatisch seiner Kasse. Er ist zum Buchhalter seiner eigenen Körperzustände geworden. Dafür erhält er einen Bonus. Nun gut, heute erhält man einen Bonus, wenn man sich überwachen lässt, zukünftig einen Malus, wenn man es nicht macht, genau gleich wie bei den wiederkehrenden Rechnungen. Überwachung total – George Orwell lässt grüssen. Wenn private Unternehmen solche Daten sammeln, bleibt der Proteststurm aus, wenn es spielerisch geschieht, z.B. mit einer gut gemachten App funktioniert, und einem kleinen Rabatt belohnt wird, geht sogar die Angst vor der ständigen Überwachung schnell vergessen. Orwell ist da im Vergleich ein Waisenknabe. Es ist heute möglich, den Alltag des Menschen bis ins Detail zu erfassen. Wie bestimmt ein privates Unternehmen, was gut für mich ist, und was schlecht? In Zukunft wird man wohl einen Unfallverursacher erkennen, bevor er einen Unfall baut und einen Pomfritfresser, bevor er einen Herzinfarkt erleidet. Daten werden künftig eine der tragenden Säulen der Weltwirtschaft werden. Um zum Pomfritfresser zurückzukommen: Swiss-Re will Twitter-Einträge von Kunden überwachen. Man beobachte offenbar einen engen Zusammenhang zwischen der Verwendung bestimmter F-Wörter und dem Risiko von Herzinfarkten. Rosa K. hat bereits einen Infarkt hinter sich. |
 |
|
Seite
von 2 |
|
 |
Kommentare (0) |
|