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Im Haus der Provider
von Richard Wolf >>
Richard Wolf
Im Haus der Provider, oder wie man vor aller Augen Kinder fickt
Vorbemerkung:
Einmal zeigte mir jemand Bilder aus dem World Wide Web. Bilder von Kindern und von Männern, wie sie Dinge miteinander tun, die Kinder und Männer für gewöhnlich nicht miteinander tun. Genauge-nommen sah ich nur die Kinder, von den Männern waren nur die Geschlechtsteile oder andere barba-rische Instrumente ihrer Körper zu sehen, mit denen sie die Kinder malträtierten.
Ich sei Schriftsteller, sie fand, ich solle darüber schreiben.
Später, sehr spät in der Nacht, sah ich eine Reportage, im Fernsehen, über das Ficken von Kindern im World Wide Web. Angesichts des Grauens verstummte ich augenblicklich.
Während ich mich still verhielt und darauf wartete, daß der Schmerz aufhörte, legte das Grauen seinen Weg durch mich zurück. Erneut stiegen jene Bilder in mir auf, die sie mir Monate zuvor im World Wide Web gezeigt hatte.
Ich sah die Faust eines Mannes wieder, wie sie im Anus eines Jungen steckte, und ich fragte mich, was die Faust eines Mannes im Anus eines Jungen zu suchen hatte. Auch das Mädchen, dieses na-menlose Mädchen aus dem World Wide Web, dem ich einen Namen gegeben hatte, um seine schreckliche Anonymität für mich zu durchbrechen.
Nachdem ich lange genug aufgehört hatte, irgend etwas zu tun, die Nacht näherte sich bereits ihrem Ende, begann ich zu schreiben.
In den folgenden fünf Tagen und Nächten schrieb ich fünf verschiedene Fassungen. Ich holte die Din-ge aus dem Dunkel zu mir heran, ich warf sie in die Dunkelheit zurück, weil ich es kaum ertragen konnte. Andere Dinge, sehr persönliche Dinge, richteten sich plötzlich in ihrer ganzen Größe vor mir |
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