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Kurzgeschichten > Alltag

Hang-Over

von Gesko >>

Nach dem Aufwachen hat alles noch auf Autopilot funktioniert: Zähne putzen, duschen, anziehen - alles, wie es sich für einen ganz normalen Dienstagmorgen gehört. Der jähe Absturz meines Betriebssystems übermannte mich erst am Frühstückstisch: Mir brummte der Schädel und schon beim ersten, schleppenden Gedankengang heulte ich Rotz und Wasser auf mein Vierkorn-Brötchen und wollte und konnte nicht mehr damit aufhören.
Bisher habe ich mich für eine regenerierbare lebende Ressource gehalten, für „nachhaltig“ sozusagen. Aber nun sah es eher so aus, als ob ich nachhaltig einen an der Waffel hatte: irgendjemand hatte den Stecker rausgezogen und das Hamsterrad angehalten. Ich rang um Luft und um Sinn.
So schluchzte ich mich eine Weile durch das Morgengrauen, bis klar wurde, dass ich in diesem desolaten Zustand weder zur Arbeit, noch sonst wohin gehen konnte. In einer Art trotziger Restwürde drosselte ich meinen Nervenzusammenbruch für fünf Minuten auf Öffentlichkeitstauglichkeit und rief meinen Arbeitskollegen an: „… muss zum Arzt, melde mich später ...“ und flennte danach noch ein Stündlein konzentriert und am Stück weiter.
Langsam aber sicher wurde mir klar, was ich da eigentlich betrauerte. Und ich tat es mit Hingabe und Inbrunst.
Was sollte ich nur nachher meinem Hausarzt sagen?
Dass ich an akuter Affektinkontinenz leide, weil ich „mit der Gesamtsituation“ nicht mehr klarkam?
Weil es mir immer häufiger ziemlich unergiebig vorkommt, einer verheirateten Führungskraft aus dem gehobenen Management „Ausgewogenheit zu verschaffen“ – was immer mein juveniler Best-Ager auch damit meinen mag? Vermutlich hat der meinen Namen in seinem Filofax als „G-Punkt“ eingetragen - unter
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